Für den Immobilienunternehmer Jörn Reinecke von der Hamburger Magna Immobilien AG ist der anhaltende Mangel an Wohnungen in Deutschland ein Glücksfall. Denn in dieser Lage kann er das machen, was er für das beste Geschäft der Welt hält: Immobilien entwickeln.
Jörn Reinecke ist seit mehr als 25 Jahren unternehmerisch tätig, vor allem im Immobilienbereich. Heute ist er Vorstand der Magna Immobilien AG, einem inhabergeführten Immobilienunternehmen mit Sitz in Hamburg.
Das Unternehmen erwirbt deutschlandweit Grundstücke und Bestandsobjekte als Asset- oder Sharedeals. Darüber hinaus beteiligt es sich an bestehenden Projekten und stellt dabei Kapital und Know-how zur Verfügung.
Insgesamt haben die Projekte von Magna derzeit ein Entwicklungs- und Transaktionsvolumen von rund 2,5 Milliarden Euro. Wir sprachen mit Vorstand Jörn Reinecke über seine Herangehensweise ans Immobiliengeschäft.
FerryHouse: Lassen Sie uns gleich zu Ihrem Geschäft kommen. Wenn Sie beurteilen, ob eines der unzähligen Projekte, die man Ihnen vorlegt, Potential hat und ob es für Sie einen Gewinn bringen wird, woher nehmen Sie die Kraft und die Überzeugung für Ihre Entscheidungen?
Jörn Reinecke: Zunächst habe ich meinen Co-Vorstand David Liebig und auch insgesamt ein sehr gutes Team, mit dem ich teils schon über Jahrzehnte äußerst erfolgreich zusammenarbeite. Und in unserer Arbeit gehen wir im Unterschied zu manchen Konkurrenten gern bis ans Limit.
Das heißt, wir schauen uns viele verschiedene Projekte wie möglich an und haben dann natürlich eine sehr große Auswahl. Und aus dieser Auswahl wählen wir am Ende nur eine Handvoll Projekte aus, von denen wir dann mit Sicherheit wissen, dass es die besten sind.
FerryHouse: Magna unternimmt Immobilieninvestitionen in Großstädten ab etwa 100.000 Einwohnern, aber auch in wachsenden Kleinstädten. Sie entwickeln sowohl Wohnimmobilien als auch ausgewählte gewerbliche Büro-, Handels- und Logistikimmobilien. Wie bewerkstelligen Sie eine solche Vielfalt an Projekten?
Jörn Reinecke: Wir haben im letzten Monat von unserem Projekt in Hamburg Othmarschen 115 Wohneinheiten an ein deutsches Versorgungswerk veräußert. Das ist eine hervorragende Lage mitten im beliebten Stadtteil Othmarschen.
Wir hatten das Areal im vergangenen Jahr gekauft, und nun schreiten die Bauarbeiten gut voran. Ende nächstes Jahr werden wir die ersten Mieter begrüßen können. Es ist eine zurückhaltende, helle Architektur, die Planung dazu kam von [dem Hamburger Architektenbüro] MPP Meding.
Aber zurück zu Ihrer Frage. Die Möglichkeit, eine solche Vielfalt an Projekten zu realisieren, bringt uns den Vorteil, dass wir flexibel bleiben und uns jederzeit verändern können, wenn sich die Zeiten ändern. Und das kann ja manchmal sehr plötzlich geschehen.
Wenn also vielleicht irgendwann Projekte mit Wohnimmobilien nicht mehr so lukrativ sind, dann können wir uns auf Büroimmobilien konzentrieren oder auf Logistikimmobilien und so weiter. Wer nicht ausreichend flexibel ist, kann in diesem Markt auf lange Sicht nicht bestehen.
Zudem macht es auch einfach Spaß, eine Vielfalt an Projekten zu managen. So bleibt man auch empfänglicher für neue Ideen und Trends, die sich jederzeit auftun können. Aber das Entscheidende ist, dass man sich den Trends anpassen muss und darauf vorbereitet sein muss.
FerryHouse: In einem Interview sagten Sie kürzlich, dass Sie in absehbarer Zeit nicht erwarten, dass die Mieten in Berlin wieder sinken. Ist Berlin damit ein Sonderfall?
Jörn Reinecke: Nein, Berlin ist einfach ein besonders krasser Fall. Dort gab es in den letzten fünf Jahren eine Nettozuwanderung von einer Viertelmillion Menschen. Mit der einhergehenden wachsenden Nachfrage nach Wohnraum konnte die Bautätigkeit bei Weitem nicht mithalten.
Die Bauwirtschaft in Berlin hat sicherlich schon viel geleistet. Doch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung von Angebot und Nachfrage müssen Kaufpreise und Mieten steigen. Eine nennenswerte Preiserholung kann man in naher Zukunft einfach nicht erwarten.
Und was für Berlin gilt, das gilt in ähnlicher Form auch für andere Städte. Auch die traditionell teuren Städte wie München oder Hamburg sind betroffen. Denn auch hier können Wohnungsbau und Sanierung von nicht genutzten Immobilien nicht mit der Nachfrage mithalten.
FerryHouse: Wer ist Schuld an dieser Entwicklung?
Jörn Reinecke: Ich würde hier nicht von Schuld sprechen, sondern einfach von der Logik der Realitäten. Die Nachfrage nach Wohnraum in Deutschland ist für alle unerwartet gestiegen. Der Wohnraum wurde knapp und somit auch entsprechend teuer.
Die hohen Preise wiederum waren der Anreiz zum Bauen, und nun wird in Deutschland wieder mit Elan gebaut. Für mich und die Magna Immobilien AG ist das Grund zur Freude und ein Glücksfall. Denn in unseren Augen sind Immobilien das beste Geschäft der Welt.
FerryHouse: Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: Ferry House